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Lyrical Prophets – First Impact

August 26, 2008

Lyrical Prophets 1995

Die besten Platten on Planet Funk : Lyrical Prophets – First Impact

Eigenlob stinkt! Mag sein, trotzdem ändert dass nix an der Tatsache das die First Impact zu meinen absoluten Lieblingsplatten gehört, natürlich gerade auch weil ich ein Teil dieser Scheibe bin. Soweit ich mich erinnere ist wirklich nie eine History über uns verfasst worden. Komisch eigentlich, da uns eine Menge Leute in diesem Zeitraum begleitet haben und ich schwöre das jeder eine unterschiedliche Geschichte über uns erzählen würde. Also falls jemand noch was ergänzen oder mich korrigieren möchte der soll mich bitte anschreiben. Ich werde versuchen den musikalischen Werdegang so kurz wie möglich zu erzählen und möchte so gut es geht persönliche Probleme und Frauengeschichten aus meinem Text rauszuhalten 😉 So, und nun kommen wir wohl zur kultigsten Sylter Crew ever die aktiv deutsche Hip Hop Geschichte mitgeschrieben hat. Denn die „First Impact“ gehört zu den ersten 50 in Deutschland veröffentlichten Hip Hop Platten und hat sogar in Japan einen hohen Bekanntheitsgrad. Word up!

Die Lyrical Prophets Posse

Entstehungsjahr:

Muss zwischen 1987 und 1988 gewesen sein, also genau 20 Jahre ist es jetzt her (Jungs, wir müssen noch unser Jubiläum feiern), das wir in Tims Zimmer zu Instrumentals gerappt haben und der Name Lyrical Prophets das erste Mal ins Spiel kam. Hip Hop war für uns damals schon nichts neues, da ich 1985 schon auf nem dritten „Wild Style“ gesehen hatte und die Beastie Boys, Fat Boys und Run-DMC zu der Zeit eh total angesagt waren – aber wir wollten es damals schon wissen und fingen an unsere eigenen Raps zu schreiben. Die Prophets waren geboren.

Unser Markenzeichen war der auffällige schwarze Look (Baseballjacken und Caps der Raiders und Kingz – eindeutig beeinflusst durch N.W.A. ) der uns auf Sylt erstmal einzigartig machte und schön negativ auffiel 😉

1990 – 1991

1.Pressefoto

Mit den Jahren wuchs die Anzahl der Mitglieder. Nachdem Tim, Metin und ich den Startschuss legten, lernten wir Lutz und Ali kennen. Lutz fiel uns schon immer auf dem Schulhof mit seinem Public Enemy Aufnäher auf seiner Jacke sehr positiv auf – Ali war ein total wilder und durchgeknallter Typ zu der Zeit – der passte extremst gut zu uns. Auch dabei waren Sascha Lange und Andrew. Musikalisch hatten wir noch keine technischen Möglichkeiten, außer das ich noch Gitarre spielte, also haben wir uns noch nen Schlagzeuger und Bassisten gesucht und gaben 1990 – 1992 unsere ersten Konzerte in Sylter Jugendzentren.

Live Jugendzentrum Sylt

Hervorzuheben wäre unser Konzert Petritag 1992 im neuen Kursaal vor Rund 700 Leuten wo wir das erste Mal so richtig das Haus rockten. Die Hütte brannte und dieses Konzert gab uns erst den richtigen Ansporn weiterzumachen…

1992 – 1994

Hip Hop veränderte sich und wir waren nicht mehr zufrieden mit der Art unserer Musik. Es klang durch die klassische Instrumentalbesetzung nicht Zeitgemäß und so entschieden wir uns drastische Maßnahmen zu ergreifen. Ein Sampler und eine Drum Machine mussten her! Wir waren zu der Zeit alle im ersten Lehrjahr und so mussten wir unser sauer erspartes Geld zusammenraffen um uns das neue Equipment leisten zu können. Den Ensoniq ASR-10 und den Roland 808 (Yeah!). Ali wohnte bei seinen Eltern oben in einer großen Wohnung und wir konnten oben im Dachgeschoss das Studio einrichten. Unser musikalischer Startschuss! So sah das Studio zum Anfang noch aus 🙂

Dann kamen noch zwei 1210 ´ner dazu

Von da an ging alles relativ fix. Die Rollenverteilung wurde schnell klar. Lutz war der DJ, Metin, Ali, ich (und damals noch Morty) rappten. Besonders Ali hat sich schnell als technisches Ass herauskristallisiert. Er beherrschte den Sampler Blind wie kein zweiter. Man muss bedenken, dass das Teil a) nur 16 Sekunden Samplingzeit in Mono hatte ( 8 Sekunden in Stereo) und b) dass das sequenzieren damals noch nicht über nen Mac gemacht wurde sondern über das 1 Zeilen Digital Display vom ASR10 !!! Bootzeit betrug 40 Sekunden

Und so war jedes Stück ein Kampf mit der (sampling) Zeit. Wir haben manchmal nächtelang damit verbracht einen Sample zu loopen oder auf der 808 Beats zu basteln.

Die musikalische Richtung stand eigentlich auch von Anfang an fest. Wir waren damals schon Freunde der härteren Gangart. Public Enemy war schon immer die beste Band der Welt, aber wir waren auch sehr geflashed durch den neuen, noch härteren Britcore Sound der aus UK zu uns rüberschwappte (Demon Boyz, Hi Jack, Silver Bullet). Wir verfeinerten diesen Sound noch mit unseren eigenen Einflüssen (Orientalische und Funk Samples) und daraus wurde dann unserer eigener, individueller rebellischer Prophets Sound.

Textlich ging es recht politisch zu Sache. Durch die ausländische Herkunft der meisten Mitglieder und die Probleme in Deutschland war es unser Ziel aktuelle Probleme anzusprechen und Rechte durchzusetzen (German Passport, 4 Parts of War). Aber auch Themen wie Kindesmisshandlung (Bastard) , Sylt (Der Norden) oder Battle ryhmes(Who´s the Dancer) standen auf dem Programm. Zusätzlich gab es eine Splittung intern in der Gruppe. Metin und Morty lebten ihre düstere Seite in dem Nebenprojekt „Diener der Dunkelheit“ aus (Demotape – Northside).

Nachdem wir die Instrumentals bei Ali aufgenommen hatten sind wir ins legendäre Jam Studio nach Flensburg und haben dort die Vocals recorded und unser erstes Tape veröffentlicht – The Northside!

Mit diesem Tape verschafften wir uns Respekt und die ersten Jams außerhalb von Sylt! Andere Crews wurden auf uns aufmerksam und sogar in England hörte man von uns. Der UK Rapper Blue Eyes veröffentlichte auf seinem Sampler „Underground Unsigned“ zwei Stücke von unserem Tape – German Passport und Bastard. Die erste Vinyl Veröffentlichung

1994 – 1995

Wir haben nie eine Pause gemacht zu der Zeit. Alis Studio (Northsides Laboratoy) war unsere Heimat. Mit der Zeit kaufte Ali seinen ersten Atari 800 und er fing an am Rechner zu sequenzieren, was die Arbeit wirklich enorm erleichtert hat. Auch haben wir uns durch Auftritte die wichtige Speichererweiterung leisten können um endlich mehr Samplingzeit zu haben. So konnten wir uns nicht nur in relativ kurzer Zeit um die Aufnahmen für die „First Impact“ kümmern, sondern auch noch MC Gusto produzieren.

Die Scheibe von Gusto wurde zum absoluten Erfolg und hat in Hardcore Kreisen immer noch absoluten Kult Status.

Wir wussten das es schwer werden würde ein Label zu finden welches und droppen würde, also gründeten wir unser eigenes Plattenlabel „Northsiderecords“ und brachten die „First Impact“ selbst raus.

Northsiderecords Logo / Compass

Northsiderecords Logo / Compass

Auch hatten wir leichte Änderungen in der Besetzung. Morty verließ die Prophets und wir holten uns „Styles Replacement“ DJ Sacho mit an Bord, so das wir uns jetzt mit 2 DJ´s an die neue Scheibe machten. Die „personellen“ Entscheidungen taten uns gut. Die Platte wurde noch einen Ticken wilder durch die Aufstockung der Dj´s, Sound-und Raptechnisch hatten wir uns gut weiterentwickelt. Mit der „First Impact“ waren wir auf dem Zenit unseres Erfolges und nach der Veröffentlichung haben wir viele Konzerte in Deutschland gespielt und viele Kontakte geknüpft. Unter anderem sind wir mit STF, Too Strong, TCA, Direct Action, Killa Instinct und vielen anderen zu der Zeit angesagten Gruppen aufgetreten. Eine Hammer Zeit! Live sind wir nie Kompromisse eingegangen – wir waren eine echte „Pogo“Band 🙂

Höhepunkt war die von Kapi veranstaltete Mega Jam am 01.08.1994 auf Sylt – „Ruff Stuff“

Hier haben wir uns einen großen Traum erfüllt und unsere Connections aus Hamburg und Kiel nach Sylt geholt um eine Riesenparty zu feiern. Insbesondere möchte ich hier Stefan Wings und seine R.A.F. Crew grüßen mit denen wir viel gemacht haben .

Wir waren auf Sylt zu dieser Zeit relativ unbeliebt. Mag sein das es an unserem arroganten Auftreten lag, aber die Insel hat uns nie etwas geschenkt, künstlerisch eigentlich nur Steine in den Weg gelegt, Bands wollten nicht mit uns spielen und wir bekamen regelrecht „Auftrittsverbot“. Mag auch sein das man uns wegen unser kritischen Texte gegen Sylt nicht mochte (Der Norden).

1996 – 1997

Langsam veränderten auch wir uns. Wenn man mit so vielen verschiedenen Individuen zu tun hat dann führt das sehr oft zu Streitigkeiten und künstlerischen Differenzen. Ali entschied sich die Prophets zu verlassen und nur noch für die nächste Scheibe als Producer tätig zu sein. Wir nahmen unsere letzte Scheibe bei STF Mitglied „Fast Forward“ in Aachen auf. Fast Forward entwarf auch das Cover für die „Who´s the Dancer“

Das Cover ist wirklich toll! Und vor allen Dingen sieht man auf dem Cover die Mitglieder die ich mit den Prophets (musikalisch) in Verbindung bringe – das da auf dem Bild sind die Prophets! Punkt! Wie gesagt, Ali verließ uns um als „Das Ali“ Solo weiterzumachen und auch kurze Zeit später warf Sacho das Handtuch. Um unsere Zukunft war es nicht mehr so rosig bestellt. Wir gaben noch einige Konzerte aber irgendwie waren wir alle, so wie Hip Hop zu der Zeit auch, im Umbruch…

Alles was danach kam und die Zukunft…

Da Ali unser technischer Mastermind war war es wirklich schwer einen Neuanfang zu finden. Erst 2000, als ich mir eine größere Wohnung zulegte, fingen wir an das Studio wieder aufzubauen und uns in die Materie reinzufuchsen. Ich distanzierte mich vom rappen und konzentriere mich mehr aufs Produzieren. Wir nahmen sogar noch 7 neue Tracks auf, gaben wieder Konzerte zwischen 2000 und 2001(unter anderem mit Kool Savas) aber veröffentlicht haben wir nichts mehr. Unser letztes Konzert gaben wir 2003 auf einer Hardcore Jam in Hamburg mit Last Resort.

Prophets & Last Resort

Prophets & Last Resort

Heute ist alles etwas anders. Mit Familie und Kids ist man als Hip Hop Opa mehr am rumnörgeln wie gut früher alles war und wie schlecht heute doch alles ist 😉 Nein, schlecht natürlich nicht, Hip Hop muss sich weiterentwickeln, ganz klar, aber der heutige Hip Hop hat irgendwie nichts mehr mit dem zu tun was mich früher daran so fasziniert hat. Deshalb bin und bleib ich ein Old Schooler.

Dafür macht Metin aber weiter, und das energischer als wir es damals taten. Er hat in den letzten 2 Jahren ein Album aufgenommen welches jetzt fertig gestellt wurde. Und die Sachen sind der Hammer Leute, ich schwöre es euch. Checkt unbedingt sein neues Projekt Twisted!

Ich durfte auch in 2 Stücken mitmachen 😉

Und nicht nur das. Er hat sogar MC Gusto aus der Versenkung geholt und mit ihm eine neue Platte produziert, zu hören auf MC Gustos Myspace Seite

Auch Ali ist nach seinem Projekt „Das Ali“ jetzt als Abeats weiterhin musikalisch aktiv

Abschließend ein Shout Out an die Leute die diese Zeit so spannend gemacht haben – Ali, Lutz, Metin, Tim,Sacho als Prophets Crew und Andrew, Michi, Götz, Torsten Bünger,Frank Eckhard,Sascha Geier, Gusto,Morty, Martin Imbeck,Sascha Lange,Crissi……… und wie sie alle noch hießen in der Prophets Posse. Viele Freundschaften aus jener Zeit haben die Zeit überlebt und einige leider nicht. Aber so ist der Lauf der Dinge. Vielleicht melden wir ja doch nochmal  irgendwann mal mit einer „Second Impact“ zurück 😉 – Bis dahin…

Lyrical Prophets

Lyrical Prophets

Freier Download aller veröffentlichten Platten (Dickes Danke an Boris!!!)

Lyrical Prophets Pics

Prophets Crew Members: Ali-Reza Djassemi (Compass), Metin Yelkenli (Kapi/Capitol), Murat Yelkenli (Powermonga), DJ LAzee, Tim Behrens (Tim-Dog), Stefan Sahovic (DJ Bionic Citronic)

21 Kommentare leave one →
  1. Kapi permalink
    August 27, 2008 12:05 pm

    Yaaaaaaaaaa!!!! Die beste Band der Welt…. mittlerweile muß man fast sagen..hat die ganze Geschichte fast ein tragisches Ende genommen!!!

  2. Clayton permalink
    August 27, 2008 11:54 pm

    Lob an Murat, daß er das einmal zusammen getragen hat… Nach meinem Wegzug von der Insel hatten wir ja kaum noch Kontakt und bis jetzt wußte ich nie was so abging.
    Ach waren das vor 15-20 Jahren noch tolle Zeiten!

  3. Svenonthebus permalink
    August 28, 2008 10:21 am

    Kenn euch gar nicht. Aber 91 war ich auch erst 5 Jahre alt 😉

  4. Clayton permalink
    August 29, 2008 2:17 am

    Ich vergaß – Du hast Frank „Eckhard- turn on the light“ in der Posse vergessen…

  5. August 29, 2008 5:55 am

    Oh du hast recht – wird gleich nachgeholt!

  6. August 29, 2008 1:39 pm

    Ein Artikel vom Feinsten! Sehr gut, super viele Infos, Bilder und Inhalte, da kommen einige eigene Erninnerungen aus alten Zeiten wieder hoch. vielen Dank für die kleine Zeitreise!

    Peace aus Berlin!

    Dj Highfly

    http://www.britcore.net

  7. August 31, 2008 5:04 pm

    Thx Highfly, freut mich das es Dir gefallen hat!

  8. Terratex permalink
    September 1, 2008 6:49 am

    Toller Artikel über die gute alte Zeit der Neugierig macht. Kann man eure Platten noch kaufen?

  9. September 2, 2008 12:01 pm

    Hi Terratex, die Platten gibt es nicht mehr zu kaufen, allerdings kannst du dir alle Tracks unten im Link „Freier Download aller veröffentlichten Platten“ runterladen. Gruß Spank

  10. September 9, 2008 1:42 am

    sehr schön zu lesen leute, stimmt einen ja fast melancholisch!
    respekt an die ganze bande! und schön das ihr hamburg 2003 nochmal die ehre erwiesen habt, hat gerockt!
    hut ab!
    peace
    boris

  11. Dezember 8, 2008 8:17 pm

    Bei den Fotos musste ich schon einpaarmal schmunzeln. 🙂 super gemacht ! Hat noch jemand so ein t-shirt ???? … und ich weiß, was wir hatten, seht her ich hab jetzt diese Platte !
    Abeats aka Compass

  12. Dezember 15, 2008 10:13 am

    Hi Ali, freut mich das es dir gefällt. T-Shirt hab ich noch eins, sieht aber nicht mehr so lecker aus 😦 Wie siehts aus, Second Impact? 😉 Gruß Murat

  13. sobchak permalink
    Mai 17, 2009 5:51 pm

    Seeeehr gut, Kings-Caps und Raiders-Jacken (und umgekehrt), die guten alten Zeiten im Zeichen der NFL/NHL! Ist ja hammer dass Du bei den Lyrical Prophets warst, Eure „Who’s The Dancer“-Scheibe kenn ich noch, hab ich mir auch erstmal runtergeladen auf der Seite von Deinem Kumpel… macht mich ja stolz dass so’n echter Veteran meinen Blog verfolgt!

  14. August 24, 2009 3:20 pm

    2nd Impact klingt und ließt sich interessant ?!?! Britcore ???? 2010 ??!!! Ich habe da ein Paar leckere Sachen, die dafür genau richtig wären !!!!

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